Kabale – Gorilla Trekking im Bwindi National Park

Nach ein paar Tagen haben wir dann auch genug von Jinja. Die Leute kennen uns schon, vor allem Neno mit seiner Kamera stehen sie mittlerweile viel freundlicher gegenüber. Aber uns zieht es weiter. Vor allem mich. Ich will mir nach den Galapagos Inseln meinen zweiten gro?en Traum erfüllen – die Berggorillas.

Wir haben uns fuer die (wahrscheinlich) guenstigste Variante entschieden, und versuchen soviel wie moeglich auf eigene Faust zu machen. Nicht verhandelbar und ein MUSS ist dabei allerdings das Eintrittsticket zum Bwindi National Park. Ohne das Ticket kein Gorilla Trekking. Das Internet verraet mir, dass im November die Tickets um 200 Dollar guenstiger sind, da Regenzeit. Wir Glueckskinder. Allerdings kostet es immer noch 450 Dollar. Wir kaufen es noch nicht, vielleicht gibt es ja noch die Moeglichkeit, spontan einzuspringen, wenn Leute absagen.

Erstmal geht es von Jinja zurueck nach Kampala. Der Busbahnhof in Kampala ist fast zuviel fuer meine Nerven. Wir werden umlagert von Einheimischen, die uns zu dem richtigen Bus bringen wollen. Wahrscheinlich bekommen sie Kommission. Ich bin muede und nervoes, und die Typen haben noch nix von dem „mein Tanzbereich – dein Tanzbereich“, also hoeflichen Abstand zum anderen gehoert. Sie ruecken uns so nah auf die Pelle, dass ich echt laut werde und sie um ein paar Sekunden Ruhe bete. Das erschreckt sie und sie gehen tatsaechlich einen Schritt zurueck. Sie zeigen sogar auf eine (die einzig andere) Weisse hinter uns, die wir dann auch nach unserem Bus nach Kabale fragen. Das ist so ein Afrika-Phaenomen, wenn man einen anderen Weissen sieht, fragt man den gerne mal, weil man sich irgendwie mehr vertraut. Oft scheint es hier, dass sich die Schwarzen naemlich auch nicht wirklich auskennen, es aber nicht zugeben wollen. Der Bus sieht aus, als wuerde er nach kurzer Fahrt bestimmt zusammenbrechen. Wir kaufen 3 Tickets, ein Sitz ist fuer unser Gepaeck. Im Bus selbst steht die Luft, ich muss schon fast kichern, als ich in unserer Sitzreihe zwei aufeinander gestapelte Kartons entdecke. Aus den Kartons piept es wie wahnsinnig – 200 kleine Biberl, also Kuecken fahren mit uns die 7 -8 Stunden lange Strecke. Prost mahlzeit.

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Wir erreichen Kabale. Hier wollen wir erstmal bleiben und die Lage checken. Es sind ca. 1,5 Stunden bis zum Nationalpark, aber die Unterkuenfte viel billiger als die teuren Lodges direkt am Eingang von Bwindi. Es gibt viele Hotels, da Kabale nah an der ruandischen Grenze ist, aber die Einheimischen-Hotels sind doch etwas zu basic fuer unseren Geschmack. Es wuerde gehen, aber da wir in der Nebensaison unterwegs sind, versuchen wir unser Glueck beim 3 Sterne Hotel Capricon. Wir bekommen ein tolles Zimmer fuer einen unglaublichen Preis. Kabale selbst hat?die perfekte Groesse fuer uns. Man kann den Stadtkern zu Fuss ablaufen. Und sicher ist es auch. Wir erkunden die Stadt und die Einheimischen machen zum ersten Mal Bekanntschaft mit Neno’s Kamera. Viele sind erst skeptisch, aber nachdem Neno ihnen die Fotos auf der Kamera zeigt, macht sich ein?Grinsen breit in ihrem Gesicht. Viele fordern ihn auch auf, Fotos von ihnen zu machen.

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Wir wollen?den Bwindi Nationalpark und somit das Gorilla Trekking an nur einem Tag machen. Mehr laesst unser Budget gar nicht zu, und einmal die Gorillas sehen reicht wohl auch. Da unser Zimmer hier in Kabale so billig ist, finden wir es einfacher, am morgen 1,5h hinzufahren und dann am selben Tag wieder zurueck. Denn sogar die Backpackers und einfachsten Lodges direkt am Bwindi Nationalpark kosten mindestens 20 Dollar pro Person. Unser 3 Sterne Hotelzimmer gerade mal 13 Euro – fuers Zimmer! Jetzt brauchen wir noch einen zuverlaessigen Fahrer, der uns zum Eingang bzw. Treffpunkt bringt und uns auch noch die Tickets fuer den Bwindi National Park besorgt. Wir fragen rum, jeder ist natuerlich sofort bereit, dass fuer uns zu machen.?Wir brauchen jemanden, der vertrauenswuerdig aussieht, schliesslich muss derjenige um halb sechs morgens auf der Matte stehen und uns abholen. Fuer das Trekking muss man um 8 am Parkeingang sein, wenn wir zu spaet sind, ist unser Ticket fuer 450 Dollar fuer die Katz. Neno findet schliesslich einen ehemaligen Guide des Nationalparks, mit einem 4×4 Jeep. Das schaut gut aus. Tipp fuer andere Traveller, es bieten auch Einheimische an, dich mit ihrem privaten PKW dorthin zu fahren. Wir raten davon ab. Ein bisschen Regen, und die Strasse wird zur Schlammpiste. Anscheinend ist 100 Dollar fuer diesen Transfer momentan der gaengige Preis. Klingt teuer, aber wir wollten kein Zu Spaet Kommen riskieren.

Unser Tipp: Lilian von KIGEZI BIOTA TOURS, sie fuehrt auch das Kabale Back Packers, also einfach da auftauchen und nach Lilian fragen. Sie war auf die Minute puenktlich, haelt auf der Fahrt auch fuer Fotos und war selbst so begeistert von dem schoenen Sonnenaufgang, das es eine Freude war, mit ihr die Tour zu machen. Sie hat uns auch unsere vielen Fragen zu Ugunda und Kabale beantwortet. Jetzt wissen wir zum Beispiel auch, dass jedes Neugeborene in Uganda ein Moskitonetz von der Regierung geschenkt bekommt – Malaria Praevention. Und auf unser Entsetzen zu Trump’s Wahlsieg stellte sie nuechtern fest, dass er ja vom Volk gewaehlt wurde. Stimmt. Hier in Uganda wuenschen sie sich nichts sehnlicher, als einen neuen Praesidenten, der?jetzige, Museveni, ist bereits seit 30 (!) Jahren im Amt und will einfach nicht loslassen von seiner Macht. Aber die Ugander wollen keine Revolution und keinen Krieg, sie hoffen instaendig und friedlich auf Gerechtigkeit. Das hat mich sehr beeindruckt.

Das Ticket fuer den Nationalpark hat uns Lilian einen Tag vorher besorgt, im November muss man also nicht „vorausschauend“ buchen. Leider hat niemand kurzfristig abgesagt, aber so ganz glaube ich eh nicht, dass man es noch billiger bekommen koennte. Die 450 Dollar haben wir bar mitgenommen und am Eingang des Parks bezahlt.

Die Fahrt zum Nationalpark?um 6 Uhr morgens bietet als Zugabe noch einen?tollen Sonnenaufgang.

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Und endlich gehts los. Einen Traeger braucht man nicht wirklich, wenn man einigermassen fit ist. Natuerlich unterstuetzt das die Bevoelkerung vor Ort, aber das tut auch das Ticket mit seinen 450 Dollar. Wir wandern hoch und runter, aber wirklich anstrengend ist es nicht. Bis wir dann die Pfade verlassen…Im steilen Gelaende kommen wir ins Schwitzen, aber die Aussicht, bald auf die Gorillas zu treffen, laesst uns weiter und weiter laufen. Ein Guide ist bereits bei der Gruppe und gibt per Walkie Talkie die Position durch. Dann hoeren wir seinen Lockruf. Wir sind ziemlich nah. Dann treffen wir auf den Guide, aber keine Gorillas. Wir fragen uns, ob er sie wohl verloren hat. Kommt oefter vor, da die Gruppe ja nicht einfach immer am selben Platz rumsitzt, sondern umherwandert. Und auf einmal sind sie vor uns. Nur drei Meter trennen uns. Wow. Das ist schon ein umwerfendes Erlebnis.

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Jinja – Nile White Water Rafting

Wir wollen gleich am n?chsten Tag weiter, die Gro?st?dte sind nix für uns. Also gehts mit dem Taxi nach?Jinja. Taxi nennen sie hier die kleinen Minibusse, extrem billig, extrem wenig Platz. Da werden 2,5h fast schon zur Qual. Aber die Eindrücke entlang der Strasse entsch?digen uns.

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Neno im Taxi. Jetzt schauen sie noch boese, die sind aber ganz nett ?

In Jinja sind wir vor allem wegen dem Raften. Hier entspringt der Nil, der bis nach ?gypen fliesst und hier kann man sich mit dem Gummiboot die Wellen runterstürzen. Ich bin noch etwas skeptisch, ob ich da wirklich mit will.
Wir entscheiden uns für Nalubale Rafting. Das Office ist gleichzeitig ein kleines Cafe in dem wir leckere Lasagne bekommen. Der Manager Will versichert mir, dass der Fluss „freundlich“ ist, das heisst, schoen tief mit wenig Steinen und Felsen, wo man sich verletzen koennte und nach den krassen Abschnitten gleich wieder ruhiges Gewaesser, wo man auf die Rettungskajaks warten kann, wenn man aus dem Boot faellt. Aha, das ist es ja genau, was ich nicht wollte, aus dem Boot fallen. Aber bei einem Fluss mit Kategorie 5 ist das „umkippen“ ziemlich wahrscheinlich. Ich kann noch ne Nacht drueber schlafen,am naechsten Tag um 8 soll es losgehen.

Wir sind nur zu fuenft. Eine Stewardess aus der Slowakei und ein Steward aus Spanien nebst James aus den USA, der selbst auch Rafting Guide ist. Ich sitze also in einem Boot mit 3 Rafting Guides, Neno, James und unserem „offiziellen“ Guide fuer heute, Katie. Also gut, dann rein ins Boot.

Ich lass mal die Bilder sprechen. Beim ersten „Flip over“ war ich danach etwas im Schock und hab mir noch japsend ueberlegt, wieviel Nilwasser ich jetzt wohl geschluckt habe. Beim zweiten Mal war ich schon gefasster. Und beim beinahe „Flip“ konnte ich mich sogar im Boot halten.

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Gleich mal ca. 5m Wasserfall zur Einstimmung…

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Jetzt kommt die gefaehrlichste Stelle des Trips, ich hab sowas von Schiss…

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…wir sind heil durch! Gott sei Dank.
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…und sind dann doch noch umgekippt.

 

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Wir werden routinierter, nur jetzt hat unser Guide das Paddel verloren.

 

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Zum Schluss macht es mir fast Spass ?

Das Rafting war ein echtes Highlight und ich bin super stolz auf mich. Neno rechnet fest damit, dass ich mit ihm auch den Zambesi bezwinge, ich ueberleg mir das noch.

Jinja selbst haelt uns noch 2 Tage laenger. Der Ort hat nicht viel zu bieten ausser das Rafting, aber unsere Unterkunft ist super billig und schoen und die Stadt hat die perfekte Groesse zum Rumlaufen.

Wir besuchen noch die Quelle des Nils, der hier entspringt.

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Die Kids sind bezaubernd!

 

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Und hier noch unser kulinarisches Highlight in Jinja: Reis mit Bohnen, Rindfleisch und Chapati (dem traditionellen Fladenbrot).